Donnerstag, 10. März 2022

Herausforderung der Ustermer Solarpolitik

Andreas Pauling, Gemeinderat Uster, äussert sich in seinem Leserbrief zu den Herausforderungen der Ustermer Solarpolitik

In den nächsten Jahren werden vermehrt Erdgasheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Die fatale Abhängigkeit vom Erdgas wird reduziert, das Geld bleibt in der Schweiz, lokale Arbeitsplätze werden geschafft. Es steigt aber auch der Stromverbrauch. Ein rascher Ausbau erneuerbarer, heimischer Energie ist also dringend angezeigt. Was kann auf Gemeindeebene dazu beigetragen werden?

 

Das grösste Potential für erneuerbare Energie auf Ustermer Gemeindegebiet hat der Solarstrom. Wer aber den Blick von einem erhöhten Aussichtspunkt über Uster schweifen lässt, sieht es: die Dächer sind für die Solarstromproduktion immer noch weitgehend ungenutzt. Woran liegt das? Ein wesentlicher Anteil haben die Rahmenbedingungen der Energie Uster AG. Obwohl diese Firma einiges richtig macht (z.B. Ökofonds, eigene Solaranlagen), behindert der Ustermer Energiemonopolist weiterhin den raschen Zubau von heimischem Solarstrom durch Private. Die Rückvergütungstarife für Solarstrom liegen deutlich unter den Gestehungskosten, der Preis für Solarstrom aber weit darüber. So stimmt die Marge, doch damit ist sowohl die Produktion als auch die Konsumation von Solarstrom wenig attraktiv. Die einzige Ausweg ist der Eigenverbrauch, der bei einem geeigneten Dach auch wirtschaftlich ist.

 

 Dazu kommt eine Informationspolitik, die für ökologisch denkende Hausbesitzer wenig motivierend ist. Gemäss Energie Uster AG ist unser Strom bereits seit vielen Jahren erneuerbar. Gibt es also gar kein Problem? Dieses ökologische Flaggschiff entpuppt sich bei näherem Hinsehen leider als Etikettenschwindel: nur dank Zukauf von Wasserstrom-Zertifikaten (z.B. aus Norwegen) ist der Strom auf dem Papier erneuerbar. Effektiv kommt bei uns aus der Steckdose nach wie vor auch Strom aus AKWs. Würden diese sofort abgeschaltet, gingen in Uster die Lichter aus. Jede neue Solaranlage kann also auch nicht erneuerbaren Strom ersetzen.

 

Das hat auch die Stadt Uster erkannt und will ihre 200 Gebäude für Solarenergie nutzen. Das Thema geniesst jedoch noch zu wenig Priorität, so dass die Planung dieses Ausbaus nur langsam vorangeht. In den nächsten Jahren wird sich auch entscheiden, ob das sinnvoll umgesetzt wird. Die beste energiepolitische und finanzielle Lösung für die Stadt Uster ist wie für Private Eigenverbrauch. Nur so kann die Stadt die Ziele aus dem eigenverbindlichen Massnahmeplan Klima wirtschaftlich erreichen. Damit würde die Stadt als gutes Beispiel vorangehen, mit Signalwirkung weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Effektiv ein ökologisches Flaggschiff! In der nächsten Legislatur muss der Gemeinderat diese gute Lösung vehement einfordern.