Postulat: "Leistungsabhängige Gruppen in der Sekundarschule Uster"
Ursula Räuftlin: Die Postulaten legen uns hier einen Vorstoss vor, mit dem sie ihrer Ansicht nach für die Gleichstellung eine Eier-Legende-Wollmilchsau fordern. Sie wollen unterschiedliche Anforderungsstufen für unterschiedliche Fächer einführen oder Arbeiten in leistungsdurchmischten Lerngruppen einführen. Mit den bestehenden personellen und räumlichen Ressourcen ist solch ein Modell schlicht nicht umsetzbar. Die Person, die verantwortlich für diese unzähligen individuellen Stundenplänen wäre, würde wohl nach wenigen Wochen das Handtuch schmeissen.
Man kann dem Anliegen nach der optimalen Förderung jedes einzelnen Schülers in einer Gesamtschule nur gerecht werden, wenn jede einzelne beinahe individuell beschult wird.
Soll solch ein Modell mit den heutigen Lehrern umgesetzt werden, müsste man diese auch in die Entscheidung einbeziehen. Nicht jeder Lehrer hat die Fähigkeit einerseits dem hochbegabten Schüler genügend Futter zu liefern und gleichzeitig anderen Schülern grundlegende soziale Verhaltenswiesen wir Pünktlichkeit und Anstand beibringen müssen. Den einen Lehrer liegt es mehr, den wissbegierigen Schülern anspruchsvolleren Schulstoff zu vermitteln, andere Lehrer finden ihre Berufung in der Unterstützung von herausfordernden Schülern auf der Suche nach einem geeigneten Beruf. Solange wir einen Mangel an Lehrkräften zu beklagen haben, sollten wir am bewährten System nicht grundlegen herumschrauben, solange wir nicht erheblich mehr finanzielle Mittel in die Schule stecken und die Klassengrössen massiv verringern können.
Auch Schüler haben nicht immer Freude, wenn sie in leistungsdurchmischten Lerngruppen arbeiten müssen. Oftmals läuft dies z.B. bei Gruppenarbeiten darauf hinaus, dass die einen die Arbeit erledigen und die anderen allenfalls in der Präsentation einen Teil der Folien stotternd vortragen. Damit ist wohl niemandem geholfen. Wir sind überzeugt, dass bei der Aufweichung des Systems der Sekundarschule der Druck auf die guten Primarschüler wächst, die Gymiprüfung zu machen und zu bestehen. Und wer es dann nicht schafft, leistet sich womöglich eine Privatschule. Dann sind wir von der angestrebten Chancengerechtigkeit definitiv noch weiter weg als heute.
Die Weichenstellung im Alter von 11 / 12 Jahren zu hinterfragen wäre aber durchaus legitim. Eine Entscheidung mitten in der Pubertät erachte auch ich als schwierig, weshalb ich persönlich sogar für eine frühere Splittung eintrete, wie sie früher im Kanton Bern nach der 4ten Klasse stattfand. Dies steht aber ja nicht zur Debatte, sondern wäre national zu regeln.
Fragt man die Schüler, so führen sich viele nach der Aufteilung in Gymi, Sek A, B und allenfalls C meist wohler als früher in der Primarschule. Die besseren Schüler finden sich in einem Umfeld, in dem sie nicht mehr als Hilfslehrer missbraucht, sondern adäquat gefördert werden, was ihnen meist mehr Spass macht als der Primarschulunterricht in der Mittelstufe. Und die in die Sek B eingeteilten Schüler können sich ebenfalls besser entfalten, da sie nun auch Erfolgserlebnisse verbuchen und in ihrem eigenen Tempo lernen können.
Ich bin zudem ganz klar der Ansicht, dass sich viele Schüler mit andere messen wollen. In der Freizeit machen sie dies ja auch. Sei es bei einem Wettlauf, einem Fussballmatch oder einem Judokampf. Aber der Läufer will sich mit den anderen Läufern messen und eine Kunstturnerin will nicht im Leichtathletik antreten müssen. Also blieben wir doch auch in der Schule bei eher heterogenen Lerngruppen.
Wir können dieses Postulat deshalb nicht unterstützen.
Leistungsmotion: "Eindämmung des Personalaufwands in der Stadt Uster"
Marco Kranner: In der Leistungsmotion wird der Stadtrat damit beauftragt, ein Massnahmenpaket zu entwickeln und umzusetzen, das zur nachhaltigen Reduktion des Personalaufwands in der Stadt Uster führt. Dabei soll auf eine Balance zwischen effizientem Personaleinsatz und der Sicherstellung der städtischen Dienstleistungen geachtet werden.
Bei der Leistungsmotion geht nicht darum, dass Gemeinderats-Mitglieder durch die Verwaltung gehen und Orte definieren, wo gespart werden soll. Es geht darum, dass der Stadtrat eine Balance zwischen dem Wachstum der Einwohner sowie dem Wachstum der Kosten achtet und Massnahmen einsetzt, um unnötige Kosten zu verhindern.
Weiter ist es der Fraktion klar, dass Vergleiche der Kosten pro Einwohner mit anderen Gemeinden nicht ganz so einfach zu machen sind, denn hier kommt man schnell zum «Apfel mit Birnen Vergleich». Wenn andere Gemeinden gewisse Services extern beziehen, dann schlägt sich das lediglich in den Kosten nieder und nicht im Personalbestand selbst.
Wir unterstützen den Vorstoss, dass der Stadtrat bezüglich Personal und weiteren personellen Kosten sensibilisiert agiert und die nötigen Vorkehrungen trifft, um das zukünftige Kostenwachstum einzudämmen und er sich jeweils gut überlegt, ob es eine zusätzliche Person für eine neue oder erweiterte Aufgabe braucht.
Aus genannten Gründen wird die GLP/EVP-Fraktion diese Leistungsmotion unterstützen.
Postulat: "Indirekte Kompensation grauer Treibhausgasemissionen"
Andreas Pauling: Die Leistungsmotion 610 fordert, dass ein Teil der grauen Treibhausgasemissionen mit der internationalen Entwicklungszusammenarbeit kompensiert wird. Grundsätzlich ist es richtig, dass auch die grauen Treibhausgasemissionen vermieden oder kompensiert werden. Es ist allerdings mehr als fraglich, ob dieses Ziel mit dieser Leistungsmotion erreicht wird, die erhebliche Mängel aufweist.
Kompensationsprojekte sind in letzter Zeit zu Recht in die Kritik geraten. Fast kein Projekt erzielt die versprochene Wirkung. Die Leistungsmotion erwähnt Wiederaufforstungsprojekte. Doch gerade die binden nur in wenigen Fällen das CO2 dauerhaft. Denn wer garantiert, dass gepflanzte Bäume Jahrzehnte gepflegt und erhalten werden? Kompensationsprojekte, die einen dauerhaften finanziellen Einsatz benötigen, werden eher früher als später scheitern. Sogar der WWF empfiehlt, keine Baum- oder Landnutzungsprojekte zu Kompensationszwecken zu nutzen!
Die Entfernung von CO2 aus der Luft, wie sie beispielsweise die Schweizer Firma Climeworks betreibt, ist erstens messbarer und zweitens dauerhafter. Auch Investitionen in synthetische Treibstoffe erachten wir langfristig als wirkungsvoller. Stichwort Kerosin aus überschüssigem Sommer-Solarstrom. Das geht theoretisch bereits heute, ist aber noch sehr teuer. Generell finden wir lokale Investitionen besser als Kompensationen im Ausland.
Ein negativer psychologischer Effekt ist auch, dass man sich mit vermeintlich kompensierten Emissionen zurücklehnt und mit einem beruhigten Gewissen die Anstrengungen für echtes Netto Null runterfährt. Wir als Gesellschaft haben keinen Grund in die Komfortzone zu kommen; das Problem ist dringender denn je. Gerade deshalb ist es wichtig, dass unsere begrenzten Ressourcen effizient eingesetzt werden. Dies ist mit der Leistungsmotion nicht der Fall. Der erzielte Effekt wird unbekannt bleiben, einzig die Ausgaben sind mehr oder weniger klar. Wir lehnen ab.